Sommer 2017 – Die feste Zahnspange: eine Erfolgsgeschichte
Für Kinder und Jugendliche ist sie selbstverständlicher Teil des Alltags: die feste Zahnspange. Aber auch viele Erwachsene nutzen heute die Möglichkeiten der modernen Kieferorthopädie, um ihre Zahnstellung korrigieren und ihr Lächeln verschönern zu lassen.
Doch wie entwickelte sich die Zahnspange eigentlich bis zu ihrer heutigen Form?
Antike, Mittelalter und Renaissance
Ihre Ursprünge liegen in der Antike: Bereits Hippokrates berichtete von schiefen Zähnen. Etwa 400 Jahre später riet ein gewisser Celsus (* um 25 v. Chr.; † um 50 n. Chr.) dazu, die Zähne mit den Fingern wieder in eine Reihe zu drücken. Etwa 200 n. Chr. hatte Galenos von Pergamon (griechischer Arzt und Anatom) den Einfall, mit einer Feile mehr Platz für engstehende Zähne zu schaffen.
Im Mittelalter geriet all dies in Vergessenheit. Erst in der Renaissance entdeckten die Menschen die antike medizinische Literatur wieder. Allerdings waren die vorherrschenden Probleme damals Zahnschmerzen und Zahnausfall − viele Berichte über Zahnspangen gibt es daher aus dieser Zeit nicht. Ein Zusammenhang von Zahnfehlstellungen und erhöhtem Kariesrisiko war noch längst nicht bekannt.
- 1728 beschrieb Pierre Fauchard die erste zahnspangenähnliche Apparatur. Er gilt heute als Vater der Zahnmedizin und frühester Verfechter der Zahnpflege.
- John Hunter entwickelte dann 1750 eine festsitzende Spange aus einem Metallbogen und Ligaturen.
- Und 1841 beschrieb Alexis Schangé eine mit Schrauben verstellbare Spange.
Im 19. Jahrhundert: der Beginn moderner Kieferorthopädie
Edward H. Angle gilt als Begründer der modernen Kieferorthopädie − sein Buch „Okklusionsanomalien der Zähne“ (1877) gehört noch heute zu den Standardwerken des Faches. Angle war es auch, der 1926 die sogenannten „Brackets“ entwickelte – und damit die Grundlage für unser heutiges Behandlungssystem mit der festen Spange schuf.
Die Rolle der Mundmuskulatur bei Fehlstellungen erforschten etwa zur selben Zeit Karl Häupl und Viggo Andresen. Sie entwickelten mit dem sogenannten „Aktivator“ die Basis für die Funktionskieferorthopädie. 1936 fertigten Alfred Kantorowicz und A. M. Schwarz die herausnehmbare Spange: die aktive Platte. Wie der Aktivator und die Brackets gehört sie auch heute noch zum Handwerkszeug eines jeden Kieferorthopäden.
In den folgenden Jahrzehnten machte die Kieferorthopädie eine rasante Entwicklung durch: Mit Verfahren und speziellen Geräten wie dem Funktionsregler nach Fränkel, der Straight-Wire-Technik (individuelle Zahnbewegungen durch Art und Ausrichtung des Brackets) und der Einführung des Elasto-KFO-Systems − bis hin zu den heutigen hochmodernen Zahnspangen mit lingualen, selbstligierenden, Mini- und Keramikbrackets.